Sch'titsugi - Objekte mit Goldnaht

Stefanie Heidmann schafft kleine Landschaften aus Naturfunden. In Urushi, dem Saft des Lackbaums, hat sie ein Material gefunden, mit dem sie unter anderem Steine, Tothölzer, getrocknete Pflanzenteile, Flechten und Fischschuppen zusammenfügen, stabilisieren und konservieren kann. Mit Edelmetallen wie Gold und Silber lässt sie deren poetische Schönheit aus der dunkel glänzenden Tiefe des Urushi hervorleuchten und eine Geschichte erzählen. Ihre Lackarbeiten knüpfen an eine jahrhundertealte japanische Tradition und die Ästhetik des Wabi Sabi an, die Schönheit im Einfachen und Vergänglichen sieht. So gilt das Augenmerk der Künstlerin nicht dem Seltenen oder Exotischen, sondern gerade dem, woran wir täglich vorbeigehen und den fragilen Strukturen, die der Zerfall offenlegt. In monatelangen Arbeitsprozessen lässt sie daraus visuelle Oden an die Natur entstehen, in denen der vermeintliche Gegensatz zwischen Natur und Kunst aufgehoben ist.
Urushi findet auch in der traditionellen Kintsugi-Technik Verwendung, mit der Lieblingsstücke aus Keramik, Porzellan, Glas oder Holz repariert werden können. Die "Nähte" werden nicht wie bei der Restaurierung versteckt, sondern dürfen charaktervoll in Gold, Silber oder anderen Metallen leuchten und legen so die Geschichte des Gegenstands frei. In der Schauwerkstatt werden verschiedene Kintsugi-Stücke in unterschiedlichen Bearbeitungsstadien zu sehen sein.